Die nackte Wahrheit

IMAG8303_fauser_unterwegs_

Freie Kultureinrichtungen werden von der Landesregierung bei der Mittelauszahlung auf unbestimmte Zeit vertröstet

Damit es über die Maifeiertage auf keinen Fall langweilig wird, haben die Gründer des UnterwegsTheaters, die in 10 Jahren erfolgreich das international renommierte Tanzproduktionszentrum HebelHalle mit Choreographischem Centrum in der Heidelberger Weststadt aufgebaut haben, gestern ein Rundschreiben des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst erhalten, aus dem hervorgeht, dass anstehende Zuwendungen der institutionellen Spielstättenförderung erst gewährleistet werden können, nachdem aktualisierte Haushalts- und Wirtschaftspläne vorgelegt worden sind. Man wird aufgefordert, “mit zwei Szenarien zu arbeiten – Programmstart zum 15.6. und zum 1.9.2020”, nicht ohne dem “Durchhaltevermögen in diesen sehr ungewöhnlichen und herausfordernden Zeiten” zu danken…

Hieß es nicht bisher, dass alle Theater bis 31. August geschlossen bleiben? Welchen Sinn machen derlei „Planspiele“ und inwiefern ändern diese etwas an den laufenden Fixkosten eines Spielbetriebs? Wann es zur Versendung der institutionellen Förderbescheide kommt, könne derzeit nicht beantwortet werden, hieß es auf Nachfrage lapidar.

Ist das der “neue normale” Umgang mit Kulturinstitutionen, die bereits ein Drittel des Jahresprogramms geleistet, laufende Miet- und Personalkosten zu decken und längst virtuelle Ersatzformen aufgebaut – also nicht „aufgehört“ haben? Womit sollen die Verbindlichkeiten gedeckt werden, wenn eine ganze Berufsgruppe in Quarantäne geschickt und das Versammlungsverbot flächendeckend ausgerufen ist? Was sind das für unglückliche Signale am 29. April 2020?

Wenn für Sie Kunst und Kultur nicht nur eine nette Nebensächlichkeit und ein Konsumprodukt ist, wenden Sie sich bitte an die demokratischen Vertreter Ihrer Wahl und bitten Sie diese, wie wir, um die Einsicht, dass Innovationskraft und Pioniergeist in dieser Welt nur überleben werden, wenn die Politik sich hinter die Künstler*innen stellt. Denn wie Cornelius Meister in der heutigen RNZ sagt:

„Eine Krise kann eine Chance sein, aber ohne die gesamtgesellschaftliche Unterstützung und das klare öffentliche Bekenntnis zu Kultur als zentralem Bindeglied für alle Generationen und als Basis für ein solidarisches Miteinander wird es die Kulturbranche – und mag sie noch so kreativ strampeln – aus eigener Kraft nicht schaffen.

Danke!

Wir machen uns derweil an die Abarbeitung des Stuttgarter Informationsgeschenks.

Einen schönen ersten Mai wünschen Ihnen Bernhard Fauser, Jai Gonzales und das „WAAGE Korona TV-Team“!

Nichts mehr verpassen !

Tragen Sie sich für unseren Newsletter ein!